Fliegenruten

G2, Thomas&Thomas, Hardy, Greys oder Redington?

Fliegenrute, G2, Thomas&Thomas, Hardy, Greys oder Redington-FliegenrutenFliegenrute, G2, Thomas&Thomas, Hardy, Greys oder Redington-Fliegenruten

Kurz oder lang? Langsam oder schnell? Klasse 2 oder 12? 2-, 4- oder 7-teilig?

Der Wahl der richtigen Fliegenrute kommt entscheidende Bedeutung zu. Wussten Sie, dass es bei jeder Marke und in jedem Preissegment zwischen rund 25% bis rund 75% Krücken, also Nieten gibt?

Bevor wir uns über Fragen der Länge, Schnurklasse, Aktion oder Teilung unterhalten, möchte ich Ihnen die Textüberschrift erklären. Im Jahre 1967 erlitt ich einen Sportunfall; beim 30 Gramm Gewicht-Distanzwerfen zerriss meine 0,50 mm dicke Anwurfschnur während der vollen Drehung. Mein rechter Arm, ich und das Gerät gleich mit flogen um Meter hinaus in die Wurfbahn. Die Sehnen am Ellbogen waren so stark angerissen, dass ich einige Zeit lang nicht mal mehr eine Kaffeetasse halten konnten. Dank ärztlicher Kunst des Tennisarm-Spezialisten Dr. Hauser in Winterthur, konnte ich meine Karriere als Caster bei den Professionals noch wenige Jahre weiterführen, war aber gezwungen meinen Wurfstil in allen Disziplinen umzustellen. Alle Kraft weg und ersetzen mit optimaler, absolut kraftloser Technik. Heisst auch mehr Einsatz der Zughand, bei mir der linken. Hat dieser Unfall auch dazu geführt, dass es heute einen "Hebeisen-Wurfstil" gibt, der seit Jahrzehnten an der Hebeisen-Fliegenfischerschule gelehrt wird? Sicher! Denn zum „High Speed – High Line“ von Charles Ritz, den Erfahrungen (und speziellen Handhaltungen) beim Casting, dem Input von Hans Gebetsroither mit seinem "unten durch und oben drüber", gesellten sich nicht nur meine persönlichen Erfahrungen, sondern eben auch die notgedrungene Tatsache, dass ich den Aufwand der Rutenhand optimieren, heisst minimieren musste. Wie das? Ganz einfach: Ein kürzerer Arbeitsweg ergaben auch eine engere Schlaufe wie sie meine Lehrer warfen, die wiederum zog reibungsloser dahin, was den Aufwand weiter verminderte, aber vor allem lernte ich meine Linke, also meine Zughand zu optimieren. Wissen Sie, dass man einen normalen Fliegenwurf mit rund 80% Aufwand der Zughand und mit nur 20% Aufwand der Rutenhand ausführen kann? Und sind Sie sich im Klaren, dass alle weiten Distanzen, vor allem die sehr weiten, ja die weitesten nur aus der Zughand und nicht aus der Rutenhand kommen? Wie anders wäre es wohl möglich gewesen, dass ich zwei Jahre später, also im Jahre 1969 in Lenzerheide eine absoluten Weltrekord-Wurf mit Fliege-Einhand mit 62.73 Meter (notabene mit einer Hohlglas-Fliegenrute die Fr. 35.- kostete) zustande brachte? Mit der Rutenhand? Damit ich nicht lache und das muss ich und zwar nicht einmal leise, wenn sich im Jahre 2007 noch ein angeblicher Fachmann so hinstellt, also rechtes Bein ganz nach vorne, "damit er mehr Kraft in den Wurf bringt". Aber was wollen Sie, wer heutzutage noch beim Rückwurf oben drüber und mit Daumen oben (und somit mit verkanteter Fliegenrolle) wirft, hat eh die elementaren Grundsätze eines perfekten Fliegenwurfes, gelinde ausgedrückt, noch nicht ganz begriffen. Und muss notgedrungen sein Leben lang mangelnde Technik mit Kraft ersetzen. Sein und seinesgleichen Problem, es ginge anders, besser.

Aber was hat das alles mit der Beurteilung einer perfekten Aktion einer Fliegenrute zu tun? Noch heute ist mein rechter Ellbogen dermassen empfindlich, dass ich bei der geringsten Unperfektheit blitzartig ein Signal von dort erhalte. Ich habe schon im Freundeskreis einmal 24 Fliegenruten in Gut, Mittel und Schlecht klassiert, die Ruten wurden entsprechend markiert, dann untereinander gebracht, mir die Augen verbunden und so musste ich sie erneut klassieren: Mein Urteil war auch „blind“ das gleiche.

Zugegeben, meine Einführung ist zu lange geraten, dafür will ich nun fadengerade zum Thema Stellung nehmen, sonst entsteht hier noch ein Buch über die richtige Wahl der Fliegenrute. Eines vorab: Qualität lohnt sich, meine Lieblingsfliegenrute für die Trockenfischerei ist heute noch die Orvis HRH-Spezial mit 7 Fuss, also 215 cm Länge die ich mit der WF 5.5 F Longbelly werfe. Es ist der Prototyp von 1977!

Drei Fliegenruten genügen auf der ganzen Welt für jede Art der Fliegenfischerei, kommt Tarpon-Fliegenfischen dazu, dann sind es halt deren Vier und wenn Sie z.B. in Norwegen, Schottland oder Irland an entsprechenden Pools fischen, kommt noch ein Zweihänder dazu. Ende. Kaufen sie vor allem nicht das Gleiche viermal, lieber eine, halt dreimal teurer, das ist nicht nur billiger, sondern auch schöner. Also was Sie effektiv brauchen ist eine Fliegenrute für die # 5/6 für alle Trockenfliegenfischerei und das Nymphenfischen. Ob sie kürzer, also um 7 Fuss, Mittellang, also um 8 Fuss oder gar länger, um 9 Fuss ist, hängt davon ab, ob Sie an Seen und Talsperren fischen, im Fluss oder Bach und ob Sie waten dürfen oder nicht. Grosser Fluss lange Rute ist dann falsch, wenn Sie waten dürfen, nie darf dann eine Fliegenrute kürzer sein und umgekehrt ist es die falsche Wahl am schmalen Wiesenbach mit einem kurzen Rütchen zu fischen, da hängen Sie doch ständig im Gras. Weiter braucht es eine Fliegenrute für die # 7/8. Mit dieser fischen Sie überall auf der Welt mit dem Streamer, werfen an Seen und Talsperren (allenfalls sogar mit der 6er-Fliegenschnur) die Trockenfliege, fischen aber, sowohl in Irland, Island und auch in Alaska (ausser dem King) auf Lachse. Diese „mittlere“ Fliegenrute sollte um 9 Fuss lang sein. Die starke Version für die # 9/10 ist für die starken Lachse, aber auch für die immer populärer werdende Fliegenfischerei auf Hechte gedacht. Die Rutenlänge ist um 9 bis 10 Fuss. Die # 11/12 sind für die Meerfliegenfischerei, vor allem auf den Tarpon gedacht, die Rute sollte aber nicht über 9 Fuss lang sein, andererseits „bricht“ sie Ihnen das Handgelenk. Und nun noch zum Zweihänder: Da kann man mir erzählen was man will: Ein 9 Fuss langer Einhänder wirft sich leichter und vor allem weiter als ein 12 Fuss langer Zweihänder und mit einer 14 oder gar 15 Fuss langen Zweihand-Fliegenrute arbeiten Sie rund 30% weniger als mit einer die nur 13 Fuss lang ist. Der Zweihänder ist weder für grössere Lachse noch für grössere Weiten gedacht, darüber habe ich schon manche Zeile geschrieben, und wer es halt immer noch nicht glaubt, der soll sich doch von mir aus mit einem kurzen Zweihänder abmühen.

Nun haben wir aber erst von den Längen und Schnurklassen geredet, was ist mit der Aktion und der Teilung? Ganz klar, der "Internationale Fliegenfischer", derjenige, welcher also auch ein Flugzeug mit den Ruten besteigt, fischt grundsätzlich wegen des Transport-Problemes 4 – 7-teilig. Wer sein Fischerziel mit dem Auto erreicht, fährt besser mit der 2-teiligen Fliegenrute. Und was die Aktion betrifft, so gefällt mir  bei den leichten Schnurklassen nach wie vor die klassische parabolische, aber immer eine schnelle Aktion (Sie spüren den Hauptbiegepunkt in der Rutenhand), die mit höher werdenden Schnurklassen auch mehr und mehr in eine Aktion hineingehen kann, die erst weiter vorne beginnt. Was ich gar nicht mag sind Fliegenruten mit einer wirklichen Spitzenaktion, also die Hälfte oder gar mehr der Rute steif und wenn Sie je eine Fliegenrute in die Hände nehmen (und davon gibt es eben leider sehr viele und das auch in höchsten Preislagen!) bei welcher Sie spüren, dass das „Ende der Aktion“ direkt vor dem Fliegenrutengriff beginnt, legen Sie das Ding ums Himmels willen ins Gestell zurück.

Und noch eine bescheidene Frage zum Schluss: Darf es auch eine Gespliesste sein? Mit G2 und Nick Hughes bieten wir die schönsten handgefertigten Fliegenruten aus gespliesstem Bambus an. Nur wer eine solche Fliegenrute je in der Hand hatte und den Arbeitsaufwand kennt, kann sie schätzen. Aber auch erkennen, dass es die preisgünstigsten Fliegenruten sind. Fliegenruten, die ein Leben lang und mehr den Wert behalten oder gar steigern.

 

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