Fliegenschnur
Jim Teeny, Cortland oder 3M?
Was nutzen guter Wurfstil, schöne Fliegenrute, noch schönere Fliegenrolle,
wenn die Fliegenschnur nicht stimmt?
Über das was ich zum Thema Fliegenschnur schon erlebt habe, könnte ich leicht ein Satyren-Buch schreiben. Dutzende, nicht einzelne habe ich in meiner Laufbahn schon erlebt, welche sich so redlich wie vergeblich abmühten einen anständigen Wurf zustande zu bringen und darum sogar erneut einen Fliegenfischerkurs buchten! Dabei hatten sie nur die Torpedo-Fliegenschnur von der verkehrten Seite aufgewickelt, das Torpedo unten auf dem Rollenkern, geworfen somit wurde die dünne Running-Line. Einer beklagte sich mal, dass seine Fliegenschnur umsverrecken nicht durch die Ringe laufen wollte, da könne er werfen und werfen wie ein Wilder. Er dachte, dass man die Fliegenschnur auch durch die kleine Öse, die für das Einhängen der Fliege vorne am Griff montiert ist, führen müsse. Ich hasse diese Dinger sowieso, darum, weil sich beim Abschiessen das Fliegenschnur-Ende um den Griff schlingert und dort immer hängen bleibt. Meine privaten Fliegenruten sind ösenlos. Bevor wir uns zu den Themen Schnurklasse, der Form, sowie der Schwimmlage oder Sinkgeschwindigkeit und Farbe einer Fliegenschnur unterhalten, zuerst eine nüchterne, aber halt wahre Feststellung: Es gibt weltweit hunderte, vielleicht tausende von Fliegenschnur-„Marken“, jedoch nur 4 namhafte Hersteller, allen voran 3M und Cortland, die an oder um die 90% des Weltmarktes beherrschen. Ich weiss, wer wo was fertigt und muss immer lachen, wenn einer behauptet die Marke A sei besser als B dabei kommen beide ab der gleichen Maschine. Gibt es also keine Unterschiede? Oh doch, und zwar frappante. Sie können beim Produzenten Fliegenschnüre in diversen Preis- und Qualitätsklassen einkaufen, dazu mit den diversesten Coatings, also z.B. hart für heisse Länder, weich für kalte Regionen, Sie können die Farbe, die Form und logisch die Verpackung nach Lust und Laune einkaufen. 3M und Cortland liefern „nach Mass“ was Sie wollen. Es gibt heute noch schlechte Einkäufer, vor allem solche, die weisse und grelle Fliegenschnüre einkaufen, wo doch Clark/Goddard schon vor 30 Jahren bewiesen, dass der Fisch diese Farben am besten sieht. Es gibt aber auch schlechte, sprich ahnungslose Verkäufer, welche perfekte Fliegenschnüre dem falschen Kunden verkaufen. So gibt es eine Lee Wulff Triangle Taper für weite und weiteste Würfe, deren Keule bei 18 Meter beginnt, was mit Vorfach schon über 20 Meter sind, bevor diese arbeiten kann. Ich sah sie schon oft an unseren kleinen Voralpengewässern wo Würfe im Bereich von 6 bis maximal 15 Meter üblich sind. Die dicke Keule befindet sich also immer auf der Rolle oder übler noch in den Ringen der Fliegenrute. Grausam. Das Thema ist wirklich so weitläufig, dass ich nun strikt auf einen stichwortartigen Stil umschwenken muss. Wir beginnen mit der Frage ob Schwimmend oder Sinkend. Mit einer Trockenfliegenschnur kommt man in unseren heimischen Gewässern immer aus, es sei denn für die Streamerfischerei, da ist mindestens eine Sink-Tip, wenn nicht sogar eine Sinkschnur ideal. Wie schnell die Spitze oder gar die ganze Fliegenschnur sinken soll hängt von den Gegebenheiten ab und kann hier nicht beantwortet werden. Was die Farbe betrifft, so sind Sie in jedem Falle mit einer dezentfarbenen Fliegenschnur immer besser dran, als mit einer hellen, grellen oder gar weissen, von denen ich absolut abrate. Genauso wichtig ist die Form der Fliegenschnur. Hier gibt es eine von mir stammende Kurzformel: Träge Fliegenrute – träge Fliegenschnur. Fliegenruten der Klassen bis 4 sind langsame, träge Fliegenruten, dazu passt also auch eine doppelt verjüngte Fliegenschnur, die darum ja immer träge ist, weil sie genau in der Mitte, also bei rund 14 Meter am dicksten ist, was bei Wurfweiten zwischen 10 und 20 Metern am meisten hinderlich ist. Der Vorteil des Umdrehens und damit die Ersparnis galt früher, wo eine Fliegenschnur kaum eine Saison hielt, heute hält diese so lange, dass der zweite Teil nach Jahren dermassen verkringelt ist, dass man sie nie mehr gerade und so zum Laufen bringt. Ab Schnurklasse 5 ist ganz klar eine torpedoförmige Fliegenschnur Favorit. Nur: Saltwater Taper? Ja, wenn Sie an der Küste bei steifsten Winden weit werfen müssen, sonst unbrauchbar, vor allem in unseren Gewässern. Rocket Taper? Ja, wenn grosse Distanzen auch bei kräftigen Winden gefragt sind. Diese Schnurform muss „zügig“ geführt werden, was bei subtiler Trockenfliegenfischerei nicht immer ideal ist. Longbelly-Taper ist die ideale Antwort, nur die Frage bleibt offen, wo beginnt und wo endet Longbelly? Nach meinem Veto bei Leon Martuch jun. (damals Scientific Anglers, heute 3M) im Jahre 1966, dass die alten Bezeichnungen wie HCH, HDG usw. unbrauchbar für den Verkauf und die Übersicht sind und die daraufhin geändert wurden, lege ich heute mein Veto dafür ein, dass endlich die Länge des „Longbellys, wenigstens in short, medium und long auf der Verpackung definiert wird. Einiges wissen Sie nun sicher mehr zum Thema, wenn Sie noch mehr wissen möchten, lesen Sie halt mal das Buch „Faszination Fliegenfischen“ oder besuchen unsere Fliegenfischschule, dann können wir alles zusammen persönlich und auch in der Praxis am Wasser zusammen bereden. |
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